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Herausforderungen für die Public Diplomacy und die Auswärtige Kultur-und Bildungspolitik

Wachstumsregionen Asiens

Für die Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik wie auch Public Diplomacy gibt es historisch gewachsene Schwerpunkte, die von einem besonders intensiven und erfolgreichen Engagement in der Vergangenheit zeugen. Die große Dichte etwa von Goethe-Instituten in Westeuropa oder Deutschen Schulen in Lateinamerika belegt die besonders intensiven Beziehungen, die sich aus den spezifischen Umständen der Nachkriegszeit bzw. der kulturellen Versorgung von Gesellschaften mit einem hohen Anteil deutscher Einwanderer ergeben. Sowohl wirtschaftlich als auch politisch ist die Welt jedoch in Bewegung. Dies macht fortlaufend eine zielgerichtete Anpassung der zur Verfügung stehenden Instrumente an neue Herausforderungen nötig.

Ein besonderer Schwerpunkt sind dabei die aufstrebenden Gesellschaften Asiens. Zum Instrumentarium von Public Diplomacy gehören dort Seminare und Workshops, Hospitationen und Weiterbildungsaufenthalte in Deutschland in Zusammenarbeit mit unabhängigen Trägern und Mittlern. Diese Begegnungen sollen dazu führen, dass die Teilnehmer die Art und Weise der Berichterstattung kritisch reflektieren, gleichzeitig Deutschland kennen lernen und somit Vorurteile zugunsten einer differenzierenden Betrachtung abbauen.

Die Beziehungen im gesellschaftlichen Bereich, vor allem auch in Kultur und Bildung, sind ins Zentrum des Interesses gerückt. Mit über 24.000 Studenten stellt z.B. China bereits heute mit Abstand die größte Gruppe der ausländischen Studenten in Deutschland. Hier und in anderen Staaten der Region gilt es, das große Interesse an Deutschland als Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort, sowie als Kultur- und Bildungsstandort zu nutzen, um den Beziehungen Deutschlands in der Region neue Impulse zu geben. Die Eröffnung eines "German Information Center" in Peking ist nur ein Element, das dem Rechnung trägt.

Ein Projekt von besonderer Bedeutung für Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik und Public Diplomacy gleichermaßen war "Deutschland in Japan". Es hat deutlich gemacht, welches Potential entsteht, wenn alle deutschen Akteure im Ausland gemeinsam für Deutschland werben. Von April 2005 bis Frühjahr 2006 hat die japanische Öffentlichkeit mit dieser Initiative und ihren über 1500 Veranstaltungen Deutschland als attraktiven Bildungs-, Forschungs- und Investitionsstandort, aktiven Wirtschaftspartner aber gerade auch als Kulturland von Klassik bis Avantgarde kennen lernen können. Im Bereich von Mode- und Lifestyle, Pop- und Rockmusik hat die jüngere Generation hautnah erfahren, dass Deutschland nicht ihren Klischees entspricht. Ministerien, Bundesländer, deutsche Kulturmittlerorganisationen, Forschungseinrichtungen und private Organisationen wirkten zusammen, und die Wirtschaft beteiligte sich durch eigene Projekte und als Sponsor.

Arabische Welt: Gegenseitiges Verständnis durch Wertedialog

Eine weitere wichtige Herausforderung der deutschen Außenpolitik im Verbund mit unseren Partnern ist die weltweite Konfliktprävention und Krisenbewältigung. Parallel zu den politischen und militärischen Maßnahmen kann dabei auch die Einwirkung auf die Zivilgesellschaften in den betreffenden Regionen einen Beitrag leisten. Die tief greifenden wirtschaftlichen und sozialen und Umbrüche, die mit dem Stichwort Globalisierung gekennzeichnet werden, scheinen weltweit ein besonderes Bedürfnis nach Selbstvergewisserung hervor zu rufen – sei es über Sprache, Ethnie, religiöse Überzeugung oder kulturelle Traditionen. Die Auseinandersetzung mit fremden Einflüssen verläuft dabei nicht immer ohne Friktionen. Sie kann auch den Nährboden bilden, auf dem Fundamentalismus, Gewalt und Konfrontation gedeihen. Solchen Tendenzen eines "Kampfes der Kulturen" möglichst frühzeitig entgegenzuwirken, ist eine Aufgabe des aktiven Werte- und Kulturdialogs.

Ziel ist es dabei, Menschen weltweit für Demokratie, Menschenrechte, Minderheitenschutz, Herrschaft des Rechts und nachhaltige Entwicklung zu gewinnen. Beispielhaft ist das 2002 gestartete Programm des "Europäisch-Islamischen Kulturdialogs". Mit jährlich rund 6 Mio. € werden Projekte gefördert, die das gegenseitige Verständnis zwischen westlicher und islamisch geprägter Welt verbessern sollen. Dabei werden verstärkt jugendliche Zielgruppen und Frauen angesprochen, die als Adressaten von Kultur- und Bildungsprogramme bislang teilweise nicht einfach zu erreichen waren. Auch die deutsche Hilfe beim Wiederaufbau von Schulen und Universitäten in Afghanistan ist unter dieser Prämisse zu sehen. Nur wenn es – ergänzend zum militärischen und politischen Engagement – gelingt, gerade der jungen Generation Zukunftsperspektiven zu bieten, kann ein Friede dort von Dauer sein.

Das Ziel, über unsere Politik zu informieren, unsere außenpolitischen Interessen zu vermitteln und um Verständnis für unsere gesellschaftlichen Wertvorstellungen zu werben, steht auch im Mittelpunkt unserer Public Diplomacy im Nahen und Mittleren Osten. Ausgehend von den vorhandenen politischen, wirtschaftlichen und sozialen Rahmenbedingungen ist die Unterstützung der Modernisierungsdebatte ein wesentliches Anliegen. Kerninhalte unserer Medien- und Öffentlichkeitsarbeit sind das partnerschaftliche Engagement der EU und Deutschlands in der Region und unser Verhältnis zu Israel. Da in der arabischen Welt die Situation der in Deutschland und Europa lebenden Muslime aufmerksam verfolgt wird, ist die Vermittlung der Integrationsdiskussion in Deutschland, verbunden mit Fragen der Menschenrechte, unserer Verfassungs- und Rechtsordnung, der Verbürgung der Religionsfreiheit und der Integration hier lebender Minderheiten ein thematischer Schwerpunkt.

Wir können in unserer Public Diplomacy in der Region des Nahen und Mittleren Ostens und des Maghreb auf großem Interesse und einem weitgehend positiven Deutschlandbild aufbauen. Breitere und differenzierte Kenntnisse des Deutschlands von heute sind hingegen eher selten. Um diese Lücke zu schließen in einer Region, in der Fremdsprachenkenntnisse häufig auf Eliten beschränkt sind, setzt sich das Auswärtige Amt in den letzten Jahren für einen Ausbau des Informationsangebots in arabischer Sprache ein: Im Februar 2005 wurde unter dem Dach der Deutschen Botschaft in Kairo ein regionales Informationszentrum für die arabische Welt – German Information Center Cairo – eingerichtet, das auf seiner Website landessprachige Informationen über Deutschland und Europa für die gesamte arabische Welt anbietet. Mit Unterstützung des Auswärtigen Amts sendet ferner Deutsche Welle TV seit Februar 2005 zweimal täglich für 30 Minuten Nachrichtensendungen in arabischer Sprache und mit Moderatoren aus arabischen Ländern und einer verstärkten Berichterstattung aus der Region. Dies ergänzt die bereits seit 2002 ausgestrahlten arabisch untertitelten bzw. synchronisierten Features und Magazine zu einem dreistündigen Programm.

Neben diesen Informationsangeboten bleibt der persönliche Meinungsaustausch für ein besseres gegenseitiges Verständnis entscheidend. Deshalb veranstaltet das Auswärtige Amt bereits seit 1997 Mediendialoge zwischen deutschen und arabischen Journalisten und Medienexperten. Seit 2001 wird dieser Mediendialog auch mit dem Iran geführt. Ziel ist die Förderung eines gleichberechtigten und professionellen Meinungs- und Erfahrungsaustausches zu medien-, gesellschafts- und außenpolitischen Themen sowie die Vernetzung deutscher und arabischer/iranischer Journalisten und Redaktionen. Der "rote Faden" ist dabei das Bemühen, die Grundwerte einer pluralistischen, freiheitlichen Gesellschaft gerade auch gegenüber Journalisten aus häufig autoritären oder semiautoritären Ländern zu verdeutlichen und für sie zu werben.

Europäische Integration

Die europäische Integration hatte vor allem in den ersten Nachkriegsjahren friedenspolitische Gründe. Durch ein dauerhaftes Zusammenwachsen der europäischen Völkerfamilie sollten Kriege unmöglich gemacht werden. Dies ist bislang in einer beispiellosen Erfolgsgeschichte geglückt. Doch mittlerweile sehen viele Europäer den europäischen Gedanken wieder mit größerer Skepsis.

Das Stocken des europäischen Verfassungsprozesses nach den gescheiterten Referenden in Frankreich und den Niederlanden ist ein Weckruf für Europa insgesamt: Es gilt deshalb, die Identifikation der Bürger der Mitgliedsländer der Europäischen Union mit dem europäischen Gedanken und die kulturelle Dimension der europäischen Integration wieder stärker ins Blickfeld zu heben. Das Auswärtige Amt hat sich daher mit seiner Public Diplomacy und der Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik zur Aufgabe gemacht, den Bevölkerungen in Deutschland und Europa den großen politischen und wirtschaftlichen Mehrwert der Europäischen Union zu vermitteln. Sie stärkt dabei einerseits die kulturelle Vielfalt Europas, will aber gleichzeitig auch die Gemeinsamkeiten aller Europäer bewusst machen und fortentwickeln. Nach zahlreichen bilateralen Austauschprojekten – etwa im Rahmen des Deutsch-Polnischen Jahres 2005/2006 – ist dies auch der Leitgedanke der Informations- und Kulturveranstaltungen im Rahmen der EU-Präsidentschaft , die Deutschland am 1. Januar 2007 für sechs Monate übernimmt. Ziel ist dabei nicht nur, für Deutschland als treibende Kraft der europäischen Integration zu werben, sondern auch die Europäische Idee z.B. mit Mitteln der Kultur sinnlich erfahrbar zu machen.

In den Zeitraum der Präsidentschaft fällt auch das 50-jährige Jubiläum der Unterzeichnung der Römischen Verträge, also der Geburtsstunde der Europäischen Union. Beide Ereignisse werden zu einer erhöhten Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit für europapolitische Themen führen. Die Bundesregierung will diese Aufmerksamkeit auch dafür nutzen, im Rahmen der Öffentlichkeitspolitik im Inland in einen Dialog mit den Bürgern zu treten, die Politik der europäischen Integration zu erläutern und ihre Europapolitik zu kommunizieren.

Stand 15.08.2006

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