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Die grünen Champions - deutsche Umwelttechnologie

Windräder

Aus dem Klimawandel erwächst für Deutschland eine ökonomische Chance. Denn durch politische Weichenstellungen setzten deutsche Unternehmen schon früh auf Umwelttechnologien. Sie sind die Stars von morgen, manche bereits heute Weltmarktführer

Grünes Wunder

Die deutsche Wirtschaft erlebt ihr grünes Wunder: Geschäfte mit Sonne, Wind und Wasser entpuppen sich als Exportschlager, die Umweltindustrie entwickelt sich zur Boombranche des 21. Jahrhunderts. „Deutschland nimmt in dem Bereich eine weltweite Führungsrolle ein“, sagt Burkhard Schwenker von der bekannten Unternehmensberatung Roland Berger. Eine Billion Euro Umsatz prognostiziert er der grünen Branche im Jahr 2030. Munter zählt er die Bereiche auf, in denen deutsche Firmen international die Maßstäbe setzen: größte installierte Windkraftkapazität, modernste Kraftwerkstechnologie, Weltmeister bei vielen effizienten Verbrauchsgeräten und so weiter. Die Berichte über den Klimawandel sind bedrohlich und werden in Deutschland schon lange ernst genommen. Daraus erwächst auch eine ökonomische Chance. Und es trifft sich, dass Deutschland für Ingenieurskunst ebenso steht wie für die Liebe zur Natur, bei der Anmeldung von Patenten ebenso Vorreiter ist wie bei Mülltrennung und Recycling.

Solarzelle

Leitbranche und Jobmotor

Tatsächlich wird heute schon jede dritte Solarzelle weltweit in Deutschland produziert sowie fast jedes zweite Windrad. Der Verband Erneuerbare Energie meldet für 2006 Exporte in Höhe von sechs Milliarden Euro – ein Plus von 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr. „Die Öko-Branche entwickelt sich zur Leitbranche in Deutschland. Ein Job-Motor ist sie schon heute“, sagt Roland-Berger-Partner Torsten Henzelmann. Im Auftrag der Bundesregierung hat das Berater-Team einen Öko-Atlas Deutschland geschrieben, der zum EU-Umweltgipfel im Juni offiziell veröffentlicht wird.

Knapp 1500 Firmen, alle in der Umwelttechnologie tätig, haben die Berater dazu befragt, zahlreiche Studien ausgewertet. Das erfreuliche Ergebnis: „Green Tech made in Germany“ schafft Jobs. „Im Jahr 2020 wird die Branche mehr Mitarbeiter ernähren als der Maschinenbau oder die Autoindustrie“, sagt Henzelmann. Seine kühne Prognose: In wenigen Jahren nimmt die Öko-Branche mehr Geld ein als die beiden traditionellen Vorzeigebranchen zusammen. Eine Million Arbeitnehmer beschäftigt der Bereich Umwelttechnik laut Berger-Studie schon heute. „Die Zahl wird parallel zu den explodierenden Umsätzen steigen“, sagt Berater Henzelmann. „Die Unternehmen klagen schon heute, dass sie nicht genügend qualifizierte Mitarbeiter finden.“

Pioniere als globale Champions

Mit den Öko-Pionieren habe Deutschland die Chance, globale Champions hervorzubringen, glaubt auch August Joas von der Beraterfirma Mercer: „In Zukunftsmärkten waren wir immer früh dabei.“ Der ergrünende Wirtschaftszweig hat demnach das Zeug, den Aufstieg der Automobilbranche nachzuahmen. Gottlieb Daimler und Karl Benz konstruierten im Jahr 1886 ihre legendäre Motorkutsche. Daraus erwuchs nicht nur ein Weltkonzern, sie begründeten damit auch die gute deutsche Marktposition im Automobilbau bis zum heutigen Tag. Ähnlich groß war der Erfolg von einer Handvoll ehemaliger IBM-Entwickler, die in Walldorf eine Softwarefirma namens SAP ins Leben riefen – auch diese deutsche Gründung schaffte es weltweit auf das Siegertreppchen. Die spannende Frage lautet nun: Wer hat das Zeug zur nächsten SAP? Welches Potenzial steckt in Firmen wie Solarworld, Repower oder Choren? Verbergen sich hinter diesen Neulingen künftige Weltmarktführer?

Landwirtschaft, Biomasse

Spannende Geschäftsideen

Den Ehrgeiz dazu haben sie, manch spannende Geschäftsidee auch. Choren Industries etwa ist so etwas wie die Hoffnung der Automobilindustrie. Die Geschichte des Unternehmens begann mit einer Vision: die Gewinnung erneuerbarer Energien nach dem Vorbild der Natur. Klimaneutral, sauber, nachhaltig und wirtschaftlich. Schon heute ist die Firma einer der weltweit führenden Anbieter von Verfahren zur Umwandlung fester Biomasse und kohlenstoffhaltiger Reststoffe in Biokraftstoffe. Mit dem Verfahren können Strom und Wärme gewonnen werden, aber auch Kraftstoff – „SunDiesel“, wie die Partner DaimlerChrysler und Volkswagen den von Choren entwickelten Kraftstoff getauft haben. Der synthetische Diesel reduziert nicht nur die Schadstoffemissionen im Vergleich zu fossilen Kraftstoffen um 30 bis 50 Prozent, er ist auch in jeden Diesel-Motor einzufüllen.

Erfolg an der Börse

Noch weiter fortgeschritten sind die deutschen Vorzeigeunternehmen bei Sonne, Wasser und Wind: Solarfirmen wie Solarworld haben ihren Aktionären in kurzer Zeit viel Freude bereitet. Und wie begehrt Windräder made in Germany sind, zeigt die Übernahmeschlacht um die Hamburger Firma Repower. Obwohl erst im Jahr 2001 gegründet und erst seit kurzem profitabel, bieten zwei internationale Konzerne um den Hersteller von Windkraftanlagen: der französische Atomkonzern Areva, der mit 29 Prozent der Anteile bereits Großaktionär ist, sowie der indische Windturbinenhersteller Suzlon. Mit über einer Milliarde Euro wird das Unternehmen inzwischen bewertet.

Ein Beweis mehr: Die Voraussetzungen für den Aufstieg der Öko-Branche sind günstig. Deutsche Ingenieurskunst steht hoch im Kurs. Der Zeitgeist sorgt für politischen Rückenwind. Und an Kapital mangelt es auch nicht. Banken legen grüne Fonds auf, traditionelle Energie- oder Öl-Konzerne schichten ihre Investitionen um, Private-Equity-Gesellschaften schicken ihre Späher aus, und Industriellenfamilien diversifizieren ihr Vermögen in Richtung Öko. Angesichts dieser Euphorie warnte die „New York Times“ jüngst vor der nächsten Blase – „dieses Mal in Grün“. Eine unbegründete Angst, denn im Gegensatz zu manchem Internet-Hasardeur verkaufen sie keine windigen Geschäftsmodelle, sondern reale Windräder und verdienen damit echtes Geld. Bald auch ohne Subvention, wie Repower-Chef Fritz Vahrenholt betont: „In spätestens fünf Jahren sind wir mit der Windenergie preiswerter als Kohle- und Gasstrom.“

Photovoltaikanlage

Steigende Nachfrage

An der steigenden Nachfrage nach Umwelttechnologie besteht kein Zweifel. Weltweit nimmt der Bedarf an Energie zu – und auch die Sehnsucht nach einer intakten Umwelt. Vielerorts lässt die Luftqualität zu wünschen übrig. Klärwerke müssen gebaut werden, der Bedarf an Abfallentsorgung ist riesig, in die Trinkwasserversorgung müssen Milliarden investiert werden. Deutsche Firmen haben diesen Bedarf erkannt, darauf gründet ihre Hoffnung auf rasch wachsende Umsätze weltweit. Die Technologie, die sie dafür brauchen, muss nicht in irgendwelchen Garagen erfunden werden. So frisch die Öko-Mode erscheint, sie basiere auf klassischen deutschen Domänen, sagt Mercer-Berater Joas: „Wir haben ganz gute Zutaten: Verfahrenstechnik, Chemie, Anlagenbau.“

Und so kommt es, dass sich ins Feld der grünen Pioniere gestandene Namen mischen. Der Siemens-Konzern etwa, mit 160 Jahren Geschichte alles andere als ein Start-up, steckt die Hälfte des Forschungsetats von 5,7 Milliarden Euro in Projekte, die im Zusammenhang mit dem Klimaschutz stehen. Ein Drittel der weltweit aus Wasserkraft gewonnenen Energie wird mit deutschen Turbinen und Generatoren erzeugt, geliefert von dem schwäbischen Familienkonzern Voith. Und Weltmeister bei effizienten Verbrauchsgeräten sind deutsche Traditionsmarken wie Bosch-Siemens, Osram oder Miele. Wer es als Pionier ebenfalls zur Weltmeisterschaft bringen will, sollte sich an diesen gestandenen Konzernen ein Beispiel nehmen, sagt Roland-Berger-Chef Schwenker.

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Stand 03.07.2007

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