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Architektonische Zeitreise. Von der Romanik bis heute

Quedlinburg Quedlinburg: Burgberg (DZT/Eric Eichberger)

Hildesheim, Goslar, Quedlinburg – noch nie gehört? Zugegeben, die drei Städte liegen zwar mitten in Deutschland, aber doch eher abseits der üblichen Touristenwege, gerade für Urlauber aus dem Ausland. Alle drei haben etwas gemeinsam: Sie haben mit Bauwerken aus dem Mittelalter Architekturgeschichte geschrieben und sie gehören zu den 32 Welterbestätten der Unesco in Deutschland. Quedlinburg zum Beispiel, eine ehemalige Kaiserpfalz, heute eine wichtige Station an der „Straße der Romanik“, ist eines der bedeutendsten Flächendenkmale Deutschlands, denn die größte Sehenswürdigkeit ist die Stadt selbst: Mit 1300 Fachwerkbauten aus acht Jahrhunderten und dem historischen Stadtgrundriss gilt sie als hervorragendes Beispiel für eine gut erhaltene mittelalterliche Stadt. Auch das Harzstädtchen Goslar kommt auf mehr als 1000 Jahre Geschichte und war im Mittelalter ein Machtzentrum. Und in Hildesheim steht St. Michael, eine der schönsten frühromanischen Kirchen in Deutschland und ein Hauptwerk mittelalterlicher Baukunst.

Wieskirche bei Steingaden, im Pfaffenwinkel Wieskirche bei Steingaden, im Pfaffenwinkel (DZT/Andreas Kaster)

Architektur ist eine Schlüsseldisziplin der Kulturgeschichte der Menschheit, vielleicht sogar ihr Ausgangspunkt überhaupt. Was sagt der umbaute Raum nicht alles über die Geisteshaltung einer Epoche, ihrer Menschen. Wie anders fühlt man sich in der dunklen Gedrungenheit eines romanischen Kirchenbaus als inmitten der Licht umbauten Höhe eines gotischen Doms. Heiter und sinnenfroh wirkt die im reinsten Rokoko üppigst dekorierte Wieskirche in Oberbayern. Sachlich, klar und streng präsentieren sich die Bauhausstätten in Dessau und Weimar, in denen sich die revolutionären Ideen zu Gestaltung und Architektur zu Anfang des 20. Jahrhunderts spiegeln. Eine architektonische Reise durch Deutschland ist zugleich eine Reise durch Geschichte und Kunstgeschichte und führt zurück durch die Jahrhunderte bis hin zu den Römern, etwa in Trier oder Xanten. Wer in dieser Fülle Anhaltspunkte sucht, stellt sich am besten eine Tour entlang der deutschen Welterbestätten zusammen – die meisten von ihnen sind schließlich Baudenkmäler.

Berlin: Gendarmenmarkt, Konzerthaus und Deutscher Dom Berlin: Gendarmenmarkt, Konzerthaus und Deutscher Dom (DZT/Rainer Kiedrowski)

Man könnte diese Welterbe-Reise alphabetisch beginnen, mit A wie Aachen – mit dem 1978 zugleich als erstes deutsches Kulturdenkmal in die Welterbeliste der Unesco aufgenommenen Aachener Dom, der Pfalzkapelle Kaiser Karls des Großen. In dem Fall würde unsere Reise nach einem Zickzackkurs über D wie Dresden, M wie Maulbronn und R wie Regensburg enden in W wie Würzburg – in der fürstbischöflichen Residenz, eines der geschlossensten und außergewöhnlichsten Barockschlösser. Allein das phänomenale Deckenbild über dem ausladenden Treppenhaus ist einen Besuch wert: Der Venezianer Giovanni Battista Tiepolo und seine Söhne haben es in jahrelanger Kleinarbeit gestaltet.

Andererseits, wer plant schon eine Reise nach dem Alphabet. Der Unesco-Welterbestätten Deutschland e.V. schlägt im Internet unter www.unesco-welterbe.de acht Routen vor: zum Beispiel eine durch Norddeutschland, die von Bremen über Lübeck und Wismar nach Stralsund führt. Eine Tour, die das kulturelle Erbe der Hansestädte mit der Romantik der klassischen Ostseebäder der Jahrhundertwende kombiniert. Ganz im Westen könnte eine Fahrt in Trier beginnen, mit der Porta Nigra, den Thermen und dem Amphitheater aus römischer Zeit. Von hier würde der Weg nach Süden ins Saarland führen, zur „Eisernen Kathedrale“, der Völklinger Hütte, einem Industriedenkmal, das für ein Jahrhundert Geschichte von Arbeit und Stahl steht.

Dessau: Bauhaus Dessau: Bauhaus (DZT/Sachsen-Anhalt Landesmarketing GmbH)

Der Routenvorschlag für Ostdeutschland umkreist natürlich Berlin, die Hauptstadt und Kulturmetropole – zum Weltkulturerbe zählt hier die Museumsinsel. Aber für jeden Architekturfan ist auch der Gendarmenmarkt ein Muss: einer der schönsten Plätze Europas mit dem von Karl Friedrich Schinkel erbauten Konzerthaus. Klassizismus pur. Fährt man die wenigen Kilometer weiter nach Potsdam in die frühere Residenz der Preußenkönige, gilt es natürlich das Schlösser- und Gartenensemble zu besuchen. Und auf keinen Fall sollte man neben der Hauptattraktion von Schloss Sanssouci das etwas abseits im weitläufigen Park gelegene Schloss Charlottenhof versäumen. Es ist ein klassizistisches Kleinod (ebenfalls von Baumeister Schinkel), das sich neben den autokratischen Prunkbauten fast schon bescheiden bürgerlich ausnimmt. Hier können wir in der Architektur wieder eine Zeitenwende ablesen wie in einem Geschichtsbuch. Die Reise könnte auf malerischen Baumalleen weiterführen bis nach Wittenberg und Eisleben zu den Luthergedenkstätten. Dazwischen lohnt ein Stopp in Dessau, wo sich das von Walter Gropius entworfene Bauhausgebäude und unweit auch das malerisch-verträumte Gartenreich Dessau-Wörlitz entdecken lässt, eine Kulturlandschaft mit englischen Parkanlagen, Seen, Schlössern und Tempeln im antiken Stil.

Düsseldorf: Gehrybauten und Rheinturm Düsseldorf: Gehrybauten und Rheinturm (DZT/Rainer Kiedrowski)

So schön und abwechslungsreich unsere Reise entlang der Welterbestätten auch wäre, natürlich hätten wir viel verpasst, was zu einer Architektur-Tour gehören würde: zum Beispiel die verspielten Jugendstilvillen auf der Mathildenhöhe in Darmstadt. Oder all die aktuellen Architekturhöhepunkte: den Potsdamer Platz in Berlin mit Manifestationen der Stararchitekten Renzo Piano und Meinhard von Gerkan. Wir hätten den Zollhof Düsseldorf in der unverwechselbar schwungvollen Formensprache Frank O. Gehrys nicht gesehen und auch nicht das futuristische Phaeno-Museum in Wolfsburg, entworfen von der Architektin Zaha Hadid, das die Grenzen der Statik zu sprengen scheint. Aber für all das reicht uns eine Reise nicht.

Stand 02.08.2007

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