Standort Deutschland: In der Gunst internationaler Unternehmen gestiegen
Der Standort Deutschland hat erheblich an Attraktivität gewonnen. Das Institut der deutschen Wirtschaft Köln fasst zusammen: Ausländische Unternehmen haben seit Mitte der 90er Jahre mehr als 400 Milliarden Dollar investiert.
Damit rangiert die Bundesrepublik auf Rang fünf unter den Ländern mit den größten ausländischen Direktinvestitionen.
Der Standort Deutschland punktet mit einer ganzen Reihe von Vorteilen: Hohe Arbeitsqualität, gute Infrastruktur, zentrale Lage in Europa.
Arbeitskräfte hoch geschätzt
Wer in Deutschland investiert, der kann auf gut ausgebildete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zurückgreifen. Fast 90 Prozent der befragten Manager beurteilen die Qualität der Arbeit als gut oder sehr gut. Das ergab die Studie "Kennzeichen D: Standortanalye 2006" der Unternehmensberatung Ernst&Young.
Hinzu kommt das dichte Netz an Universitäten und anderen Forschungseinrichtungen. Das trägt zu einem regen Austausch zwischen Wirtschaft und Wissenschaft bei. Unter diesen Voraussetzungen können ausländische Unternehmen in Deutschland mit viel Know-how und auf dem neuesten Stand der Technik produzieren oder forschen. Das gilt insbesondere für technologieintensive Bereiche wie der pharmazeutischen Industrie, der Elektrotechnik oder dem Maschinenbau.
Wenn von Qualitätsarbeit die Rede ist, spielen aber auch Faktoren wie Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit eine wichtige Rolle. Weil andere Standorte diesen Maßstäben der Unternehmen nicht immer genügen, kehrten deutsche Unternehmen bereits in die Heimat zurück. Sie hatten zuvor ihre Fertigung ganz oder teilweise ins vermeintlich kostengünstigere Ausland verlagert.
Eduard Sailer, Geschäftsführer Miele, berichtete gegenüber dem ZDF am 30. März: "Wir produzieren hier in Deutschland, weil wir hier die Mischung an Qualifikationen beim Personal finden, die wir genau für die Erzeugung dieser hochwertigen Produkte brauchen. Wir haben auf der einen Seite eine sehr hohe Kompetenz in der Entwicklung, aber andererseits auch eine hohe Verbindung mit handwerklichen Fähigkeiten. Diese Mischung, insbesondere auch im Hinblick auf die Zuverlässigkeit, findet man weltweit nicht leicht."
Gute Infrastruktur - zentrale Lage in Europa
Pluspunkte sammelt Deutschland bei Investoren auch durch seine gute Infrastruktur wie zum Beispiel sein dichtes Verkehrsnetz. So ermöglichen die gut ausgebauten Autobahnen und das Schienennetz, dass Lieferungen von Vorleistungsfirmen schnell vor Ort sind. Die Kunden können schnell und pünktlich bedient werden.
Außerdem profitiert Deutschland von seiner zentralen Lage in Europa, heißt es in der "Kennzeichen D: Standortanalyse 2006". Die Osterweiterung der EU hat den deutschen Standort in den Mittelpunkt der europäischen Märkte gerückt. Viele Unternehmen entscheiden sich deshalb, ein Logistikzentrum zu errichten. Wo die Käufer auch weltweit immer zu Hause sind, sie müssen nie lange auf Produkte aus Deutschland warten.
Für die Standortanalyse wurden insgesamt 1.019 Führungskräfte international tätiger Unternehmen nach den ihrer Meinung nach attraktivsten Investitionsstandorten befragt. Die ausgewählten Unternehmen kamen aus den Bereichen industrielle Fertigung, Automobilbau und Energie, Konsumgüter, Dienstleistungen, Hightech sowie Telekommunikation.
US-Unternehmen investieren in Deutschland
Amerikanische Unternehmen in Deutschland sehen den hiesigen Standort im deutlichen Aufschwung. So gab bei einer Befragung jedes zweite Unternehmen an, dass Deutschland ihm im Vergleich zum Vorjahr noch attraktiver geworden ist.
Grundlage ist eine aktuelle Umfrage der Boston Consulting Group (BCG) und der amerikanischen Handelskammer Deutschland (AmCham Germany). Knapp 100 Manager von US-Unternehmen in der Bundesrepublik wurden befragt. Die Ergebnisse der Studie wurden am 28. März in Berlin vorgestellt.
Deutschland: Favorit in Europa
Deutschland ist für Unternehmenszentralen der am meisten geschätzte Standort in Europa. Mit jährlich 130 Milliarden Euro Investitionen ist die Bundesrepublik ein Schwerpunkt der US-Investitionen in Europa. "Deutschland hat in den letzten Jahren für US-Investoren kontinuierlich an Attraktivität gewonnen", sagt Fred B. Irwin, Präsident der AmCham Germany. "72 Prozent konnten ihren Umsatz 2006 steigern."
Aufschwung mit positiven Auswirkungen für den Arbeitsmarkt
Und auch in diesem Jahr erwarten 80 Prozent der US-Unternehmen Umsatzzuwächse in Deutschland, heißt es in der BCG-Studie. Das schlägt sich auch auf den Arbeitsmarkt nieder: Zu Beginn des Jahres 2006 waren nur 31 Prozent der US-Unternehmen davon ausgegangen, neu einzustellen. Deutlich mehr, nämlich 45 Prozent, hatten am Jahresende wirklich neue Stellen geschaffen. 40 Prozent der US-Unternehmen wollen auch 2007 weiter Personal einstellen.
Was sie in Deutschland schätzen, ist vor allem die hohe Qualifikation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die befragten US-Unternehmen geben der Studien- und Berufsausbildung "Made in Germany" ausnahmslos sehr gute bis gute Noten – insbesondere den Ingenieurwissenschaften.
Gefragt nach dem Qualitätsmerkmal "Made in Germany" schätzt auch Michael Haidinger, Chef von Rolls-Royce Deutschland, besonders die hohe Motivation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die Qualität der Arbeit, die hohe Effizienz des Managements und, daraus folgend eine hohe Produktivität und Profitabilität. Dies seien die Werte, die Deutschland weltweit wettbewerbsfähig halte.
Ausbau von Produktionskapazitäten
Jeder fünfte US-Investor will seine Produktionskapazitäten in Deutschland ausbauen. So sei auch mit einer teilweisen Rückkehr von komplexen Produktions- und Verwaltungsaufgaben nach Deutschland zu rechnen, betonte BCG-Geschäftsführer Martin Koehler.
Verstärktes Engagement von Finanzinvestoren
2006 war zudem ein sehr erfolgreiches Jahr für das Engagement von Finanzinvestoren, wie eine weitere Studie von Ernst&Young ergab. Das Investitionsvolumen stieg um 61 Prozent auf 51 Milliarden Euro. Die Zahl der Private Equity-Transaktionen legte um 34 Prozent von 139 im Jahr 2005 auf 186 im Jahr 2006 zu. Private Equite-Transaktionen sind Beteiligungen von privaten Investoren an meist nicht börsen-notierten Unternehmen.
Stand 05.07.2007