Tischkultur aus Deutschland
Für einen Designer dürfte Robbe&Berking der Traumkunde schlechthin sein: Uneingeschränkte Kreativität und das verbriefte Recht, als Designer das letzte Wort zu haben, stehen im Mittelpunkt der Unternehmensphilosophie der Flensburger Silbermanufaktur. Mit dieser qualitätsbewussten Haltung widersetzt sich das Unternehmen erfolgreich jedem Trend zum Geiz. Denn die Bestecke aus Norddeutschland kommen in den vornehmsten Häusern zum Einsatz – sei es im Speisesaal von Königshäusern oder bei Banketten von Staatschefs.
Jeder Löffel, jedes Messer, jede Gabel wird in der Manufaktur am Meer noch wie vor über 130 Jahren von Hand gehämmert, geschliffen und poliert. Selbst die Prägewerkzeuge bauen die Flensburger selbst. Ein Luxus, der seinen Preis hat. Aber den bezahlen viele Kunden gerne, wenn sie damit ihrer Esskultur den letzten Schliff geben können. Denn was wäre das erlesenste Gourmetmenü ohne stilvolles Tischdekor? Ohne feingeschliffene Gläser, kunstvoll ziseliertes Tafelsilber und hauchdünnes Porzellan?Schließlich isst das Auge bekanntlich mit.
Königliche Porzellan-Manufaktur Berlin (KPM)
Auch andere deutsche Hersteller haben beim Thema „schöner essen“ weltweit Maßstäbe gesetzt. So brannte Villeroy & Boch nicht nur die Fliesen für den Kölner Dom und das Moskauer Bolschoi-Theater, sondern beliefert auch den König von Spanien und selbst den Vatikan mit wappenverziertem Geschirr. Vor 259 Jahren im saarländischen Dreiländereck gegründet, zählt Villeroy & Boch heute zu den drei größten Porzellanherstellern der Welt. Das in einer früheren Abtei untergebrachte Firmenmuseum zieht Touristen aus aller Welt an. In den Vitrinen schimmern Prunkvasen und Teller mit dem Porträt von Napoleon. Neben alten Fayencen zeigen aktuelle Designer-Kreationen, dass das Unternehmen mit der Mode geht.
Porzellanmanufaktur Meißen (Dresden-Werbung und Tourismus GmbH)
Seit knapp 300 Jahren wird auch in Meißen, der ältesten Porzellanmanufaktur Europas, „weißes Gold“ gefertigt. Die sächsische Manufaktur bemalt nicht nur von Hand, sondern stellt sogar die Farben selbst her. Erst kürzlich hat sie eine Teekanne aus dem 18. Jahrhundert wieder aufgelegt, die von China, dem Mutterland des Porzellans, inspiriert ist. Sie illustriert die Fabel eines Karpfens, der nach Überwindung einer Stromschnelle zum Drachen aufsteigt. Aus einem näher gelegenen östlichen Kulturkreis stammt ein weiteres kostbares Liebhaberstück, auf das wiederum die Höchster Porzellanmanufaktur in Frankfurt besonders stolz ist: eine türkische Kapelle mit zwölf Musikern. Der Porzellankünstler Johann Peter Melchior hat sie im 18. Jahrhundert gestaltet, das Stück kostet heute 1000 Euro.
© Zeitschrift „Deutschland“ 2/2007 www.magazine-deutschland.de
Stand 08.05.2007