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Digital ist besser

Digital ist besser

Freitag 22 August 2008 - 16:39

Es waren dann doch Radiohead, die die Türen so weit aufgestoßen haben: Als sie vor einem knappen Jahr ihr "In Rainbows" als Download über die Bandseite vertrieben, jubelten weite Teile der Hörerschaft. Vordergründig nicht, weil sie den Preis selbest auswählen durften, sondern weil da jemand der Industrie ein Schnippchen schlug, das vermeintliche Raubtier Plattenfirma um seine Beute brachte und quasi selbst wirtschaftete. Es folgten Download-Only-Angebote von den Charlatans, Nine Inch Nails und Saul Williams. Jetzt haben auch Bloc Party ihr neues Album "Intimacy" über ihre Homepage veröffentlicht - fünf Pfund kostet die Platte, ein physischer Release soll erst im Oktober folgen und ist wohl eher eine nette Geste dem eigenen Label gegenüber. Ein cleverer Marketing-Scoop oder ein weiterer Sargnagel für die klassischen Strukturen der Unterhaltungsindustrie? Kele Okereke, Kopf der britischen Rockband, bezieht Stellung.

teleschau: Kele, mit einem Vorlauf von nur drei Tagen habt Ihr bekannt gegeben, Euer neues Album "Intimacy" zunächst ausschließlich als Download zu veröffentlichen. Erst einmal: Wie habt Ihr es geschafft, das so lange geheim zu halten?

Kele Okereke: Wir haben es einfach für uns behalten, nicht einmal unsere engsten Freunde wussten davon. Die Partner, unser Management, ganz wenige Leute von der Plattenfirma - das war's dann auch schon.

teleschau: Wann habt Ihr Euch zu diesem Schritt entschieden?

Okereke: Das war ein organischer Prozess. Die Idee kam mir das erste Mal, als um "In Radios" (digital veröffentlichtes Radiohead-Album, die Red.) so ein wahnsinniger Wind gemacht wurde. Erstmals waren wieder alle Leute gleichzeitig neugierig, warteten auf den Termin, an dem das Album verschickt werden sollte. Das war ein bisschen wie früher, als man an bestimmten Tagen in den Plattenladen rannte, weil man wusste, dass ein Album der Lieblingsband erscheint. Heute, da jedes Album vor seiner Veröffentlichung auf unzähligen Torrent-Seiten heruntergeladen werden kann, gibt es das ja nicht mehr.

teleschau: Was sagte Eure Plattenfirma? Risikolos ist das ja nicht.

Okereke: Oh, sie unterstützen uns dabei voll und ganz. Man muss aber auch sagen, dass es weder ihr noch uns ausschließlich um Gewinnmaximierung geht - auch wenn ich denke, dass der Hype um eine Online-Veröffentlichung letztendlich auch der Band zugutekommt.

teleschau: Habt Ihr auch darüber nachgedacht, die Platte zu verschenken? Bei Radiohead konnte man als Kunde selbst entscheiden, wie viel einem das Album wert ist ...

Okereke: Nein, nein. Ehrlich gesagt, glaube ich, dass fünf Pfund ein fairer und realistischer Preis für ein Album ist. Sonst zahlt man ja überall deutlich mehr.

teleschau: Glaubst Du, dass man so illegale Downloads eindämmen kann?

Okereke: Ich weiß es nicht. Vielleicht. Aber andererseits wächst gerade eben eine Generation heran, für die es einfach völlig absurd ist, Musik zu kaufen. Die wissen einfach, dass sie im Netz jede Platte irgendwo auch umsonst bekommen können.

teleschau: Glaubst Du, dass Euer Modell auf lange Sicht herkömmliche Album-Releases ablösen wird?

Okereke: Nein. Das geht wirklich nur bei großen Bands. Wir sind zwar nicht Coldplay oder Radiohead, haben aber doch eine Fanbase, die darauf wartet und die genau registriert, was wir machen. Wenn eine komplett unbekannte Gruppe ihre Platte digital veröffentlichen würde, würde das vermutlich niemand bemerken.

Bild: Universal

© teleschau - der mediendienst
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