Günter
Scheich: Positives Denken macht krank. Frankfurt / Main: Eichborn, 2001
"Positives Denken" wird jener bizzare Irrweg in der Entwicklungsgeschichte des modernen
Menschen (Homo sapiens sapiens) genannt, in dem Mensch gewordene Affen in schlimmer Realitätsverkennung beim
Blick in den Spiegel brüllen: "Ich kann alles. Ich bin ein Adler." Und wie Ikarus - abstürzen. Der, so die
alte griechische Sage, wurde übermütig und flog zu hoch. Mit Flügeln aus Federn und Wachs kam er der Sonne zu
nahe, das Wachs schmolz und die Flügel zerfielen.
Gerhard
Kocher: Vorsicht, Medizin! Aphorismen zum Gesundheitswesen und zur Gesundheitspolitik. Thun: Ott-Verlag, 2000
Der Realitätsbezug von Vorstellungen, die Menschen sich machen, ist oft umgekehrt
proportional zur Menge an Informationen, die sie aus eigener Anschauung besitzen. Dies gilt besonders für die
Selbsttäuschung im Gesundheitsmarkt, jeden Beutelschneider im weißen Kittel als Heiler zu verkennen. Doch "Weisser
Kittel heisst nicht weisse Weste", warnt Gerhard Kocher. Der Gesundheitsökonom führt in 878 Aphorismen den
Medizin-Wahnsinn vor: "Operation gelungen, Chirurg saniert."
Gert
Postel: Doktorspiele. Geständnisse eines Hochstaplers. Frankfurt / Main: Eichborn, 2001
Der Briefträger und Hochstapler Gert Postel brachte es zum geschätzten Oberarzt für
Klinische Psychiatrie, schrieb psychiatrische Gutachten für Schwurgerichte, diskutierte unter vier Augen mit
seinem Minister und bekam die Chefarztstelle eines Landeskrankenhauses für Psychiatrie und Neurologie
angetragen - dotiert mit einer C4-Professur. Sein Bericht reißt Psychiater und Psychotherapeuten die Maske
kundiger Heiler vom Gesicht.
Marga
Löwer-Hirsch: Sexueller Mißbrauch in der Psychotherapie. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1998
Zwölf Geschichten illustrieren die alltägliche Selbstbefriedigung von Psychotherapeuten
auf Kosten ihrer Opfer, die traumatisiert zurückbleiben mit Hass und Selbsthass, Schuldgefühlen und Ekel -
gepeinigt von Ängsten, Depressionen, Ohnmacht und psychosomatischen Störungen. Das Buch zeigt die hässliche
Wirklichkeit eines Systems, das den sexuellen Missbrauch regelhaft auf Krankenschein zelebriert.
Anneli Dott: Was
mir Therapeuten schuldig blieben. Düsseldorf: Walter-Verlag, 2000 Ein
mutiges Buch einer Frau, die es wagt, das Bild von der (eigenen!) Therapeuten-Zunft und im speziellen
der von ihr - zunächst - bevorzugten Psychoanalytiker anzukratzen. Sie wagt es, sowohl die arroganten
Vorgehensweisen der von ihr konsultierten Psychotherapeuten im persönlichen Kontakt wie letztlich auch die
verkrusteten Strukturen hierarchischer Ausbildungsinstitute beim Namen zu nennen.
Paul Matussek,
Peter Matussek & Jan Marbach: Hitler. Karriere eines Wahns. München: F.A. Herbig Verlag, 2000.
Hitler litt unter einer Psychose, meinen ein Psychiater, ein Kulturwissenschaftler und ein
Soziologe in einem Ansatz, der Geschichte und Psychiatrie miteinander verbindet. Sein Wahn sei auf so starke
öffentliche Akzeptanz gestoßen, dass sich der Psychotiker und seine Anhänger gegenseitig in ihrer "verrückten"
Weltsicht stabilisierten.
Rolf Degen:
Lexikon der Psycho-Irrtümer. Frankfurt/Main: Eichborn-Verlag, 2000. Mit der
Kritik am "Irrgarten" von 600 konkurrierenden Therapierichtungen enthüllt der von der Deutschen Gesellschaft
für Psychologie mit dem "Preis für Wissenschaftspublizistik" ausgezeichnete Journalist die "reine
Quacksalberei" großer Teile der Psycho-Zunft. Provokant unterstützt das Buch die wissenschaftliche
Psychotherapie als echte Heilungsalternative - durch fulminante Abrechnung mit den falschen Grundannahmen von
Psychoanalyse, Psychosomatik und Esoterik.
Diana Beate
Hellmann: Ich fang noch mal zu leben an. Bergisch Gladbach: Gustav Lübbe Verlag, 2000.
Alkoholismus ist keine Männersache, immer mehr Frauen hängen an der Flasche. Durch
Unfälle, Krankheit, Arbeitsfehler und Gewalt verursachen Alkoholiker Milliardenkosten. Nach ihrer
Alkoholiker-Karriere hinter der Fassade gesellschaftlichen Erfolgs, beschreibt die Autorin in einem ehrlichen
und berührenden Buch ihren langen Weg aus der Sucht.
Winfried Panse &
Wolfgang Stegmann: Kostenfaktor Angst. Wie Ängste in Unternehmen entstehen. Landsberg: Verlag Moderne
Industrie, 1998. Ein Soziologe und ein Betriebswirt haben die Kosten
berechnet, die der deutschen Wirtschaft durch oft psychotherapeutisch behandelbare Ängste ihrer Mitarbeiter im
Jahr entstehen: Einhundert Milliarden Mark.
Klaus Grawe, Ruth
Donati, Friederike Bernauer: Psychotherapie im Wandel - Von der Konfession zur Profession. Göttingen:
Hogrefe-Verlag, 1994. Der Klassiker zur Wirkungsforschung in der
Psychotherapie dokumentiert die Absurdität der gegenwärtigen psychotherapeutischen Versorgung in Deutschland.
Er ist im Jahr 2000 noch ebenso so aktuell wie 1994: "Ein Überlebensrategeber für Psychotherapeuten und deren
institutionelle Vertragspartner".
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