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Prozessbeginn in Düsseldorf
Mädchen in Fabrikruine getötet – Freund steht vor Gericht

Prozess: 17-Jähriger wegen Tötung in Papierfabrik vor Gericht
Düsseldorf. Am Düsseldorfer Landgericht hat der Prozess gegen einen Jugendlichen aus Dormagen begonnen, der im März seine Freundin in einer stillgelegten Papierfabrik in Düsseldorf getötet haben soll. Er soll unter Einfluss einer schweren psychischen Erkrankung gehandelt haben. Von Helene Pawlitzki, Düsseldorf

Das Verfahren findet unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, weil der mutmaßliche Täter erst 17 Jahre alt ist. Zwei Sachverständige hätten den Beschuldigten im Ermittlungsverfahren begutachtet, sagte Staatsanwalt Matthias Ridder vor Prozessbeginn. Sie seien unabhängig voneinander zu dem Ergebnis gekommen, dass er zum Tatzeitpunkt schuldunfähig gewesen sei. "Sofern sich das Ergebnis in der Beweisaufnahme bestätigt, ist davon auszugehen, dass das Gericht die dauerhafte Unterbringung in einer Psychiatrie anordnen wird."

In insgesamt sechs angesetzten Verhandlungsterminen werden nun die Sachverständigen und mehrere Zeugen gehört. Auch die Ermittlungsbeamten der Polizei werden voraussichtlich aussagen. Ob sich der Beschuldigte zu seiner Tat äußert, war vor Prozessbeginn unklar. Lars Horst, Verteidiger des 17-jährigen Dormageners, sagte dazu: "Ich glaube, so weit kommen wir heute gar nicht."

Das Gericht soll feststellen, ob der Beschuldigte dauerhaft in die Psychiatrie kommt. FOTO: Helene Pawlitzki

Der damals 16-jährige soll in der Nacht zum 11. März 2017 seine Freundin, eine damals 15-Jährige aus dem Rheinland, in der stillgelegten Papierfabrik Hermes zunächst gegen eine Wand geschubst, sie mit einem mehrfach gelegten Schnürsenkel bis zur Bewusstlosigkeit gewürgt und dann mit der Schneide eines Multifunktionswerkzeugs so am Hals verletzt haben, dass sie letztendlich verblutete. Er hatte sich später zum Tatort zurückbegeben und bereits kurz nach seiner Festnahme ein umfangreiches Geständnis abgelegt. Er hatte schon damals angegeben, psychisch krank zu sein. Wenige Tage nach der Tat war er vorläufig in die Psychiatrie eingewiesen worden.

Hier lesen Sie das Protokoll der Polizei-Pressekonferenz im März.

In den Vernehmungen habe er angegeben, dass bedrohliche Stimmen ihn dazu gebracht hätten, seine Freundin anzugreifen, so Staatsanwalt Ridder am Donnerstag. Es habe nach jetzigem Stand keinen Streit oder ein anderes Ereignis gegeben, das unmittelbar zur Tat geführt habe. Vor Gericht komme es jetzt darauf an, die Aussagen des Beschuldigten auf Plausibilität zu überprüfen und mit den Ermittlungsergebnissen und Zeugenaussagen zu vergleichen.

 

Die ehemalige Hermes-Papierfabrik im Düsseldorfer Hafen FOTO: Bretz, Andreas